Mercedes, Holz aus echtem Plasik

Immerhin: Bei den Testfahrten zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittverbrauch von 8,4 Litern an, was vergleichsweise nahe am angegebenen Wert von 7,9 Litern liegt. Fakt ist: Der Mercedes Pickup teilt sich die Architektur mit dem Nissan Navara und um ein Desaster wie beim Nutzlaster Citan und dem technischen Bruder Renault Kangoo zu vermeiden, denen Ähnlichkeit und Sicherheitsprobleme förmlich ins Gesicht geschrieben war, haben die Mercedes-Designer kräftig an der Optik der X-Klasse gefeilt. Nach 11,9 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht und schon bei 175 km/h hört der Vortrieb auf. Der Schuldige für diesen Sekundenschlaf ist schnell in der Siebengang-Automatik ausgemacht, die dem Pickup jegliches Temperament raubt. Bei den Assistenzsystemen bietet die X-Klasse gemessen am üblichen Standard des Pickup-Segments einiges, darunter eine 360 Grad-Surroundkamera, einen Spurhalte- und den Verkehrszeichen-Assistenten sowie LED-Licht. Im Innenraum ist das Bemühen der Mercedes-Designer sichtbar den Premium-Anspruch gerecht zu werden, zumindest in den gut ausgestatteten Versionen: Das Armaturenbrett ist mit Leder überzogen und die große Rahmenspange an der Mittelkonsole ist aus Aluminium. Wer will, kann die X-Klasse auch nur mit Heckantrieb ordern. Das gilt allerdings auch für das Temperament. Zum Vergleich: Der Nissan Navara mit der kleineren Singlecab-Kabine belastet das Haushaltsbudget mit 28.610 Euro, mit der Doublecab sind es 30.410 Euro. Bis es bei einem Kickdown bei 60 km/h vorwärtsgeht, verstreichen rund zwei Sekunden, die sich endlos lange anfühlen, ehe sich das Triebwerk mit hohen Drehzahlen und einem ebensolchen Geheul ins Zeug legt. Der 140 kW / 190 PS Vierzylinder-Diesel hält sich auch bei forcierter Autobahngeschwindigkeit vornehm zurück. Der Allradantrieb muss eigenhändig mit einem Drehschalter aktiviert werden. Zudem ist die Lenkradsäule nicht in der Länge verstellbar. Marion Friese, Marketingleiterin bei Mercedes-Benz Vans. Das bringt uns zu den Preisen: Die X-Klasse 220d mit 120 kW / 163 PS und manueller Sechsgangschaltung kostet 37.294,60 Euro und die der gefahrene Mercedes X-Klasse 250d 4Matic ist nicht unter 41.780,90 Euro zu haben. "Ich habe gesagt, ich brauche eine satte Breite", erklärt Designer Kai Sieber. Konkrete Zahlen, wie viele Menschen den Pickup mit Stern bereits geordert haben? Soweit geht die Auskunftsfreude dann doch nicht. Wer einen permanenten Allradantrieb vermutet, bei dem sich die Vorderachse selbständig beim Antrieb ein- und ausklinkt, liegt bei der X-Klasse falsch. Die Aussage, dass die X-Klasse eine "Kombination aus Pickup und Premiumauto sei", geht zur Not auch noch als Routine-Prosa eines Redeschreibers durch. Gut möglich, dass die Schwaben, das bei einer Modellpflege ändern. Bei der Geräuschdämmung legten die Mercedes-Ingenieure noch eine Schippe drauf, was zu einer angenehmen Ruhe in der Doublecab-Kabine (vier Türen und Rückbank) führt. "Die Mercedes X-Klasse verbindet wilde Natur mit urbanen Lebensstil", strahlt Mercedes Nutzfahrzeugchef Volker Mornhinweg und bekräftigt, wie zufrieden er mit den Vorbestellungen für die neue X-Klasse sei.

Allerdings fehlt ein Toter Winkel-Assistent, der bei einem solchen Fahrzeug durchaus hilfreich wäre.

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"Auf eine längsseitige Lenkradverstellung, die eine zusätzliche technische Infrastruktur erfordert, haben wir zugunsten eines ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnisses im Segment verzichtet", sagt Entwickler Fränky Schumacher. Holz aus echtem Plastik Dass zeigt auch hinter der Mercedes X-Klasse ein knallhart kalkuliertes Geschäftsmodell steckt, merkt man, wenn man auf die vermeintlichen Holzapplikationen im Armaturenbrett klopft - die sind aus echtem Plastik. Im Fond ist die Kopffreiheit für Erwachsene jenseits einer Körpergröße von 1,85 Metern begrenzt. Die X-Klasse kann sich sehen lassen und das ist für das als Käufer anvisierte Lifestyle-Klientel durchaus entscheidend. Ein bisschen Nissan, ein bisschen Mercedes Die Architektur stammt vom Nissan Navara: Deswegen hat auch die X-Klasse einen Leiterrahmen und eine Starrachse hinten, die mit Schraubenfedern versehen ist und daher einen guten Fahrkomfort liefert. "Die Pickup-Kunden wünschen dieses manuelle Umschalten", erklärt Dr. Gesagt, getan: der Mercedes Pickup ist um sieben Zentimeter breiter als der Nissan Navara und auch das Antlitz unterscheidet sich deutlich. Das entspannte Dahingleiten mit leichtem Gasfuß ist ohnehin die Stärke der X-Klasse 250d 4Matic, schließlich ist der Mercedes-Pickup ein globales Auto und in den meisten Regionen wird nicht so auf das Tempo gedrückt, wie hierzulande.

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