Audi A8 im Test

Wahlweise gibt es ein elektromechanisches Aktivfahrwerk, das sämtliche Nick- und Wankbewegungen ausgleichen soll und sich dank der Daten von Radar und Kamera im Voraus der Straße anpasst. Doch abgesehen vom kleinen Tablet-Computer mit eigenen Apps für die Beleuchtung, Klimaregelung und dem Zugang zum Infotainment-System der ersten Reihe geht es dort vergleichsweise nüchtern zu. Oder die Fußmassage für die Passagiere auf der Rückbank. Das gilt unter anderem für den Tempomaten, der vor Kurven oder Kuppen genauso bremst wie bei einem Tempolimit. Auf der Rückbank kann er zwar die Beine übereinanderschlagen, sich in der um 13 Zentimeter gestreckten Langversion sogar die Füße massieren oder wärmen- , generell den Rücken klimatisieren und durchkneten lassen und mit dem Ambientelicht spielen. Ein Interieur - fast wie bei einem Oldtimer. Nur dass es im Auto für jede Bedienung auch eine haptische und akustische Rückmeldung gibt. Ist diese erfolgt, unterstützt die Elektronik nicht nur etwa die Abstandsregelung und Spurführung, sondern der A8 kann dann sogar im Stau auf der Autobahn bis Tempo 60 von ganz alleine fahren.

Das Plug-in-Hybridmodell mit einer Systemleistung von 449 PS, 50 Kilometer elektrischer Reichweite und Induktionsladung, wird A8 60 e-tron heißen.

Der 4-Liter-Achtzylinder mit 460 PS, der im nächsten Jahr kommt, heißt dann A8 60 TFSI. Generell fährt der A8 besser denn je. Und damit es vollends wirr wird, bleibt es beim Zwölfzylinder mit künftig 585 PS wie bisher beim Kürzel W12. Auch beim Rangieren oder Einparken muss kein Fahrer mehr an Bord sein. Die Preise zeugen von Selbstbewusstsein und liegen, nicht zuletzt wegen des serienmäßigen Allradantriebs, der Achtgang-Automatik und des Digital-Cockpits, über denen von BMW und Mercedes. Das werden wir nicht vergessen: Die Opulenz von kleinen, charmanten Technik-Lösungen wie etwa die Matrix-Leseleuchte im Fond, deren Lichtverteilung man per Touchpad steuern kann. Das muss man wissen: Wenn der A8 im November auf die Straße kommt, beginnt für Audi auch bei der Nomenklatur eine neue Ära. Kaum ein Schalter ist zu sehen und nur wenige Anzeigen, dafür hochwertige Materialien wie Lack, Holz, Aluminium und Leder. Autos wie der BMW 7er oder die Mercedes S-Klasse, die mit dem A8 um Käufer konkurrieren, wirken dagegen wie von gestern. Wenn das mehr Autos könnten, würden viele SUVs wohl überflüssig. "Unser Vorbild war das Smartphone", sagt Projektleiter Peter Dlab und demonstriert, wie man die Anzeigen mit den bekannten Fingergesten kippen, zoomen oder wegwischen kann. Doch sobald man den Startknopf drückt, beamt der A8 den Fahrer in die Zukunft. Denn künftig erhalten alle Modelle eine zweistellige Ziffer, die bedingt mit der Leistung korreliert. Die Frontscheinwerfer arbeiten mit Laserlicht, am Heck leuchten superdünne OLED-Leuchten und quer über den Heckdeckel zieht sich eine glutrote Lichtlanze. Unverwechselbar! Das sagt der Hersteller: Dem Markenspruch "Vorsprung durch Technik" wieder ein Gesicht geben - das ist die Botschaft, die Audi-Chef Rupert Stadler, Chefdesigner Marc Lichte und Technik-Vorstand Peter Mertens mit dem neuen A8 verbreiten wollen. So startet der A8 mit dem Diesel bei 90.600 Euro, der V6-Benziner kostet 93.500 Euro und für die um 13 Zentimeter gestreckte Langversion verlangt Audi jeweils 3500 Euro mehr. Streift der Finger übers Klimamenü, klickt es ganz leise und surrend öffnen sich die Blenden vor den Lüftungsschlitzen, und fächeln Luft ins Auto. Der erste Eindruck: Ein Auto, das erst bei Nacht seine Wirkung entfaltet. Auch die Lüftungsgitter der Klimaanlage scheinen zu fehlen. Aber ist das nicht die Definition von Luxus?. Umso bedauerlicher ist es, dass von der Revolution im Fond relativ wenig ankommt - zumal bei einer Luxuslimousine der Eigner oft hinten rechts statt vorne links Platz nimmt. Zuletzt hatte die Glaubhaftigkeit des Slogans durch den VW-Dieselskandal gelitten. Dank integriertem Parfümspender - auf Wunsch auch mit Duft. So lassen sich rund 400 Funktionen individualisieren. Ein paar Grad Einschlag an den Hinterrädern genügen, um den Wendekreis auf das Niveau eines Audi A4 zu drücken. Der 286 PS starke V6 TDI mit drei Litern Hubraum läuft dann als A8 50 TDI; und der Benziner mit 340 PS und ebenfalls drei Liter Hubraum aus unserem Testwagen wird zum A8 55 TFSI. Noch mehr Eigeninitiative wird der A8 entwickeln, wenn Audi die neuesten der mehr als 40 Assistenzsysteme alle freischalten darf - für einige fehlt noch die Freigabe des Gesetzgebers. "Das reduziert das Verletzungsrisiko um 50 Prozent", sagt Dlab. Die schwarzen Paneele entpuppen sich als Touchscreens oder Sensorfelder, hinter dem Lenkrad flimmert ein hochauflösendes Display. Auch die Navigation bietet kurz vor dem Erreichen des Ziels schon einmal an - falls gewünscht - nach einem Parkplatz zu suchen. Der A8 sieht nicht nur aus wie ein Smartphone auf Rädern, er ist auch genauso schlau. Nach BMW baut jetzt auch Audi auf Wunsch eine Hinterachslenkung ein, mit der sich die 5,17 Meter lange Limousine vergleichsweise handlich und agil anfühlt. Das ist uns aufgefallen: Die revolutionäre Veränderung fand im Innenraum des A8 statt. Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Audi A8 - mit unserem 360-Grad-Foto: Das neue Fahrwerk ist im Prinzip ein Abfallprodukt des 48-Volt-Bordnetzes (dazu später mehr) und bietet zwei weitere Vorteile. Die elektrischen Steller sind so stark und schnell, dass sie den Wagen vor einem Crash in einer halben Sekunden um acht Zentimeter anheben und so den Aufprall besser in den stabilen Wagenboden statt in die weiche Flanke leiten.

Audi A8 im Test

Home